mobile Navigation Icon

Bilingual Bayern » Gymnasium » Bilingualer Unterricht in den Naturwissenschaften

Naturwissenschaften: Biologie, Chemie, Physik, Natur und Technik

Fünf Argumente für bilingualen Unterricht in den Naturwissenschaften!

  1. Englisch ist die internationale Wissenschaftssprache in den Naturwissenschaften. Forschungsergebnisse werden nahezu ausschließlich auf Englisch veröffentlicht. Die sichere Beherrschung der englischen Fachsprache wird oft bereits im Studium vorausgesetzt. Insofern fördert der bilinguale Unterricht in den Naturwissenschaften nicht nur die Studierfähigkeit, sondern legt auch einen wichtigen Grundstein für das Berufsleben.
  2. Fremdsprachiger naturwissenschaftlicher Unterricht unterstützt eine genaue und sorgsame Arbeitsweise, da die exakte Erschließung fremdsprachiger Texte ein gründliches Lesen und eine vertiefte Auseinandersetzung erfordert.
  3. Der Übergang vom deutschsprachigen zum bilingualen Unterricht ist oft leichter als gedacht: Fachtermini sind oft ähnlich, die Formelsprache ist international.
  4. Bilingualer Sachfachunterricht fördert den Fremdsprachenerwerb effektiv. Schülerübungen in den Naturwissenschaften sind stets handlungsorientiert. Diese Situationen sind authentisch und motivierend; sie stärken insbesonere die mündliche Ausdrucksfähigkeit in der Fremdsprache.
  5. Fremdsprachlicher Fachunterricht motiviert die Schülerinnen und Schüler, da er eine willkommene Abwechslung darstelt.


Bilingualer MINT-Unterricht: Tipps

Die folgenden Gedanken und Hinweise sollen Ihnen den Einstieg in den bilingualen Unterricht in den MINT-Fächern erleichtern. Nicht wenige dieser Überlegungen gelten für jede Art des Lehrens. Unterrichten Sie jedoch bilingual, sind diese besonders wichtig.

Nutzen Sie die Vorteile der MINT-Fächer!

Bilingualer Unterricht in den MINT-Fächern hat gegenüber anderen Fächern einen ganz entscheidenden Vorteil: Naturgesetze gelten universell und weltweit einheitlich. Die Inhalte der MINT-Fächer sind meist eindeutig. Zudem verfügen die naturwissenschaftlichen Fächer über weltweit einheitliche Zeichensprachen wie die chemische Formelsprache oder physikalische Symbole und über einen unerschöpflichen Fundus an Realgegenständen.

Nutzen Sie die sich hieraus ergebenden Visualisierungsmöglichkeiten, um Ihren Schülerinnen und Schülern das Verständnis zu erleichtern: Die Lernenden kennen vielleicht die Bedeutung des Wortes beaker im Kontext einer chemischen Versuchsbeschreibung nicht, die Abbildung eines Becherglases werden sie jedoch sicher erkennen.

Sorgen Sie für Transparenz!

Beim Übergang zu bilingualem Unterricht ist es wichtig, rechtzeitig mit allen Betroffenen zu kommunizieren: Warum findet der Unterricht bilingual statt? Ist die Teilnahme verpflichtend? Werden Noten gemacht? Falls das der Fall ist, finden Leistungserhebungen auf Englisch oder auf Deutsch statt? Klären Sie solche Fragen frühzeitig mit Ihren Schülerinnen und Schülern, deren Eltern und natürlich mit der Schulleitung.

Nutzen Sie authentisches Material!

Wo immer möglich, sollten Sie versuchen, authentisches fremdsprachiges Material einzusetzen.  Insbesondere im Hinblick auf die Idiomatik gelingt es nur in den seltensten Fällen, vorhandene Stunden aus dem Fundus der eigenen, deutschsprachigen Unterrichtsvorbereitungen authentisch in die Fremdsprache zu übertragen.

Vermeiden Sie Überforderung!

Das Hauptaugenmerk von bilingualem MINT-Unterricht in Bayern liegt auf der Förderung und dem Erwerb von Fachkompetenzen im jeweiligen Sachfach. Gleichwohl fördert er auch den Erwerb der Fremdsprache in besonderem Maße, da er authentische Sprachanlässe bietet und zudem meist handlungsorientiert ist. Dieser zweifache Nutzen fordert jedoch sowohl die Lehrkraft als auch die Lernenden in doppelter Hinsicht. Hier gilt es, Überforderung zu vermeiden. Steigen Sie deshalb langsam ein und erproben Sie, bis zu welchem Grad Sie die Fremdsprache im bilingualen (also im Wortsinn zweisprachigen) MINT-Unterricht verwenden wollen.  Es ist völlig legitim, zwar fremdsprachiges Material zu verwenden, die Inhalte aber dennoch in der Muttersprache zu diskutieren und zu sichern. Später kann schrittweise immer mehr in der Zielsprache geschehen (Stichwort „Code-Switching“), bis schließlich der gesamte Unterricht einschließlich des classroom managements in der Fremdsprache stattfindet.

Nicht nur bei den Schülerinnen und Schülern, sondern auch bei Ihnen als Lehrkraft können dabei gelegentlich sprachliche Fragen und Unsicherheiten auftreten. Das ist normal! Zögern Sie also nicht, mit Kolleginnen und Kollegen aus der Fachschaft der jeweiligen Fremdsprache zu kooperieren. Erläutern Sie ihnen gegebenenfalls, dass der bilinguale Unterricht keineswegs in Konkurrenz zum klassischen Fremdsprachunterricht steht, sondern diesen ergänzt. So kann an Inhalten des Sachfaches beispielweise geübt werden, wie Satzadverbien sinnvoll eingesetzt werden, um einen Text schlüssig zu gliedern. Dies fördert die sprachlichen Kompetenzen der Lernenden in der Fremdsprache, im Sachfach und in ihrer Muttersprache.

Gerade im bilingualen Unterricht ist eine klare Struktur besonders wichtig. Schon bei dessen Planung sollte man sich daher in besonderem Maße an den folgenden Fragen orientieren: Weiß ich zu jeder Zeit, welches Unterrichtsziel ich gerade verfolge? Zieht sich ein roter Faden durch die Unterrichtseinheit und ist dieser stets sichtbar? Sind alle Arbeitsanweisungen klar und verständlich formuliert? Wissen die Schülerinnen und Schüler, wie viel Zeit sie für die jeweilige Aufgabe haben, und können sie diese mit ihren jeweiligen Sprachkenntnissen sinnvoll bearbeiten?

In methodischer Hinsicht gilt es, den unterschiedlichen Vermögen in der Fremdsprache und den individuellen Lerngeschwindigkeiten Rechnung zu tragen. Dies gelingt besonders bei einer Unterrichtsgestaltung, bei der die Lernenden viel Zeit haben, um eigenständig zu arbeiten. Dies ist beispielsweise dann der Fall, wenn sie zunächst individuell und damit in ihrem eigenen Tempo Texte lesen und anschließend in Partnerarbeit oder in kleinen Gruppen Aufgaben lösen oder Experimente durchführen. Die Lehrkraft hat währenddessen Gelegenheit, individuell zu unterstützen. Lehrkraftzentrierte Phasen und solche im Gesamtplenum sollten im bilingualen Sachfachunterricht eher kurz gehalten werden.

Generell gilt: Erwarten Sie von Ihren Schülerinnen und Schülern nicht unverhältnismäßig viel. Lassen Sie ihnen Zeit.  Stellen Sie klar, dass Sie bei Fragen, Unklarheiten, Problemen usw. jederzeit für sie da sind. Machen Sie ihnen Mut und motivieren Sie sie. Vermeiden Sie unnötigen Leistungsdruck. Und vergessen Sie nicht, dass Ihre Schülerinnen und Schüler neben Ihrem Fach auch in anderen Fächern volle Leistung bringen müssen.